Wie Tiere Freundschaften schließen
Tiere haben Kumpels: Sie kommunizieren, erkennen einander wieder und helfen sich bei der Körperpflege. Doch nicht alle Tiere sind in der Lage, innige Bindungen einzugehen. Wer wem zugeneigt ist, beruht auf ähnlichen Gründen wie beim Menschen. Und auch Geschlechtsunterschiede gibt es.
Wir als Stuttgarter Tierarzt Praxis/Tierärzte in Stuttgart sehen sowas natürlich gerne: Kuschelnde Katzen, spielende Hunde, sprechende Delfine – soziale Interaktionen in der Tierwelt sehen oft gar nicht so anders aus als bei den Menschen. Aber handelt es sich dabei um echte Verbundenheit? Grundsätzlich haben Tiere genauso Freundschaften wie wir. Das hat man früher verneint, man wollte die Tiere nicht vermenschlichen, aber seit gut zehn Jahren spricht die Wissenschaft auch in der Tierwelt von Freundschaften.
So zum Beispiel bei Delfinen. Sie können sich noch nach über 20 Jahren an ehemalige Gefährten erinnern, wie ein US-Forscher herausgefunden hatte. Einen Gefährten erkennen sie an einem individuellen Namenspfiff, selbst wenn sie diesen viele Jahre nicht gehört haben. Signaturpfiffe sind so etwas wie die Namen von Delfinen. Jedes Tier lernt in jungen Jahren seinen eigenen Pfiff, mit dem es sich dann Artgenossen vorstellt.
Evolutionsbiologisch wird sozialen Bindungen teils eine große Rolle zugeschrieben. Viele Forscher gehen davon aus, dass die Freundschaft am Anfang der Intelligenz steht. In der sogenannten Social Brain Hypothesis (Hypothese des sozialen Gehirns) ist die Annahme formuliert, dass bestimmte Tiere große Gehirne, die auch zu komplexen kognitiven Leistungen fähig sind, nur entwickelt haben, um ihr komplizierter werdendes Sozialleben zu managen.
Untersucht werden Freundschaften über Netzwerkanalysen, bei denen einzelne Tiere identifiziert und beobachtet werden. Unter Pavianen und Elefanten etwa, bei denen die Männchen die Gruppe verlassen und die Weibchen ihr Leben lang in der Gruppe bleiben, in die sie geboren wurden, haben verschiedene Studien vor allem zwischen weiblichen Tieren Freundschaften entdeckt. Unter Delfinen, bei denen die Weibchen häufig abwandern und die Männchen zurückbleiben, seien hingegen Männerbindungen häufiger, berichteten zwei US-Verhaltensbiologen in einer zusammenfassenden Studie.
Hunde freunden sich mit ähnlichen Rassen an
Die Elefantendamen formen dabei mit ihren Müttern, Töchtern und Schwestern langfristige Bindungen. Doch nicht alle engen Bindungen unter Tieren gehen auf Verwandtschaft zurück. Auch Stuten bilden der US-Studie zufolge andauernde Beziehungen zu anderen Mitgliedern ihrer Herde, auch wenn sie nicht verwandt sind. Und viele männliche Schimpansen fixieren sich demnach am stärksten auf ein anderes, nicht verwandtes Männchen.
Tiere können tatsächlich Freundschaften schließen, und dies geschieht auf verschiedene Arten, je nach Tierart, sozialer Struktur und Umweltbedingungen. Hier sind einige der bemerkenswertesten Aspekte, wie Tiere Freundschaften bilden:
1. Soziale Bindungen in Gruppen:
Viele Tiere leben in Gruppen, und in solchen sozialen Strukturen entstehen oft enge Bindungen. Diese Verbindungen sind nicht nur zufällig, sondern können auf gegenseitiger Unterstützung und Vertrauen basieren.
– Primaten (z.B. Schimpansen, Bonobos und Paviane) bilden enge Freundschaften, die oft durch gemeinsame Aktivitäten wie gegenseitige Fellpflege (Grooming) gestärkt werden. Diese Beziehungen können für Schutz, Unterstützung und emotionale Bindung von großer Bedeutung sein.
– Elefanten sind bekannt für ihre tiefen sozialen Verbindungen. Sie trauern um verlorene Herdenmitglieder und zeigen Empathie für andere. Freundschaften in Elefantenherden können Jahrzehnte bestehen bleiben.
-Delfine bilden enge soziale Gruppen, die auf Freundschaft basieren. Diese Bindungen beinhalten gemeinsames Jagen, Spielen und sogar das Verteidigen anderer Delfine vor Gefahren.
2. Kooperation und Gegenseitigkeit:
Tiere schließen oft Freundschaften auf der Grundlage von Kooperation und gegenseitigem Nutzen.
– Wölfe und Löwen, die in Rudeln oder Rudelähnlichen Gruppen leben, bauen enge Bindungen auf, indem sie gemeinsam jagen und ihre Beute teilen. Diese Kooperation stärkt das soziale Gefüge des Rudels und führt oft zu starken, freundschaftlichen Verbindungen.
– Vögel, wie die Raben und Krähen, zeigen ebenfalls kooperatives Verhalten und schließen Freundschaften. Sie arbeiten zusammen, um Futter zu finden oder Raubtiere abzuwehren, und können sogar Futter mit befreundeten Artgenossen teilen.
3. Spielverhalten:
Spiel ist ein wichtiger Mechanismus für Tiere, um Freundschaften zu bilden, besonders bei Jungtieren.
– Hunde zeigen spielerisches Verhalten als eine Form der sozialen Bindung. Durch Spiele wie Jagen, Raufen oder gemeinsames Laufen entstehen enge Beziehungen zwischen Artgenossen.
– Katzen, besonders bei Raubkatzen wie Löwen oder Leoparden, nutzen Spiel als eine Möglichkeit, sich mit ihren Geschwistern und anderen Mitgliedern ihres Rudels zu verbinden.
4. Empathie und Fürsorge:
Freundschaften bei Tieren sind oft durch Fürsorge und das Zeigen von Empathie gekennzeichnet.
– Schimpansen und Bonobos trösten einander nach Konflikten und bieten emotionale Unterstützung, was auf eine tiefere emotionale Verbindung hinweist.
– Pferde haben enge Freundschaften und zeigen oft Zuneigung, indem sie sich gegenseitig sanft anstupsen, Fellpflege betreiben oder einfach Zeit miteinander verbringen.
5. Interaktion zwischen verschiedenen Arten:
Es gibt Fälle, in denen Tiere Freundschaften mit anderen Arten schließen, was oft bei domestizierten Tieren, aber auch in freier Wildbahn zu beobachten ist.
– Hunde und Katzen können enge Freundschaften mit Menschen und anderen Tieren eingehen, die über Futter hinausgehen und auf Zuneigung und Spielen basieren.
– In der Wildnis gibt es Beispiele für ungewöhnliche Freundschaften, wie z.B. zwischen einem Hund und einem Delfin oder einem Vogel und einem Elefanten. Diese Freundschaften scheinen oft durch Neugier und spielerische Interaktionen zu entstehen.
6. Langfristige Beziehungen:
Viele Tiere halten Freundschaften über lange Zeiträume hinweg aufrecht. Dies gilt besonders für Tiere mit komplexen sozialen Strukturen wie Primaten oder Elefanten, bei denen Freundschaften manchmal ein Leben lang bestehen. Diese Beziehungen basieren auf gegenseitigem Vertrauen und Unterstützung.
Fazit
Freundschaften bei Tieren können eine Form des Überlebensmechanismus sein, aber auch tiefer gehen und auf sozialen, emotionalen und kooperativen Interaktionen basieren. Egal ob durch Spiel, gegenseitige Unterstützung oder einfach durch das Teilen von Ressourcen – Tiere zeigen, dass sie in der Lage sind, komplexe und langfristige soziale Bindungen aufzubauen.