Alternative: Implantat statt Kastration
Kastrationschip für Hunde: Alternative zum chirurgischen Eingriff?
Erfahre hier alles über den Kastrationschip für Hunde, damit du die richtige Entscheidung für deine Lieblinge treffen kannst! Dein Tierarzt in Stuttgart berät dich zu diesem Thema gerne ! Sprich uns an !
Kastrationschip: Schnell erklärt
Wer die Notwendigkeit in Betracht zieht, seinen Rüden kastrieren zu müssen, der hat nicht nur den klassischen, chirurgischen Eingriff als Option. Eine andere Möglichkeit ist die sogenannte chemische Kastration mittels Suprelorin-Implantat, auch Kastrationschip genannt. Der Tierarzt setzt diesen Chip – ähnlich wie den Mikrochip – unter die Haut des Hundes, wo er den Wirkstoff Deslorelin abgibt, der die Produktion der Sexualhormone hemmt. Das Gute ist: Die Wirkungsweise ist – je nach Implantat – auf ca. 6 bzw. 12 Monate begrenzt. Wer also erst einmal prüfen möchte, wie sein Vierbeiner auf die hormonelle Veränderung einer Kastration anspricht, kann dies zunächst mittels Implantat testen und muss nicht gleich eine irreversible Maßnahme vornehmen lassen.
So verläuft die Behandlung
Bei der Kastration per Chip wird medikamentös in den Hormonhaushalt des Hundes eingegriffen. Dazu wird mittels einer Kanüle das Suprelorin-Implantat im Nackenbereich unter der Haut platziert – ein Vorgang ähnlich dem des Chippens. Für den Hund ist die Prozedur nicht übermäßig schmerzhaft, er wird keine Narkose benötigen. Ab dann stößt das Implantat fortwährend kleinere Mengen des Wirkstoffes Deslorelin aus. Solange der Wirkstoff vorhanden ist und ausgestoßen wird, ist der Rüde zeugungsunfähig – nach dem Setzen des Chips dauert es jedoch etwa 6 Wochen, bis die volle Wirkung eintritt.
Achtung: Wenn der Wirkstoff aufgebraucht ist, erlangt dein Hund die Fruchtbarkeit langsam zurück.
Hat dein Hund während der Wirkdauer des Implantates keine unerwünschten Nebenwirkungen (siehe unten) gezeigt und soll nach wie vor unfruchtbar bleiben, solltest du mit deinem/deiner Tierarzt/Tierärztin eher eine chirurgische Kastration besprechen. Diese sollte idealerweise noch vor Wirkende des Implantates erfolgen, um deinem Hund ein unnötiges Auf-und-Ab seines Hormonhaushaltes zu ersparen. Kommst du zu dem Entschluss, dass dein Hund weiter zeugungsunfähig bleiben soll, du jedoch nach wie vor keinen chirurgischen Eingriff wünschst, muss deinem Hund rechtzeitig ein neues Implantat eingesetzt werden. Dies ist theoretisch beliebig oft möglich – sollte aber immer individuell in der Tierarztpraxis abgesprochen werden.
Nachdem der Kastrationschip seine Wirkung verloren hat, muss er nicht wieder entfernt werden. Das Implantat baut sich im Körper des Hundes selbstständig ab.
Bedenke: Ein Hund, der vorher schon sehr dominant oder unfolgsam war, wird durch eine Kastration zwar möglicherweise etwas ruhiger. Für die Verbesserung der meisten verhaltensassoziierten Auffälligkeiten ist jedoch die richtige Erziehungs- und verhaltenstherapeutische Arbeit sowie die angemessene Forderung deines Hundes viel entscheidender.
Gut zu wissen: Nach etwa der doppelten Zeit der Wirkungsdauer sollte sich der Chip vollständig aufgelöst haben.
Es kann jedoch auch zu unerwünschten Nebenwirkungen kommen. Dies liegt daran, dass sich beim Hund hormonell einiges verändert, was z. B. dazu führen kann, dass ein vorher sehr aktiver Rumtreiber etwas träge oder sogar ängstlich wird. Die Fresslust kann auch gesteigert werden, was im Zusammenhang mit einer geringeren Aktivität zur Gewichtszunahme führen kann. Finde jetzt ganz einfach mit dem BMI-Rechner heraus, ob dein Hund zu dick ist oder nicht! Auch gesteigerte Aggression ist eine potenzielle Nebenwirkung. Hier ist es sehr wichtig, sich im Vorfeld ausführlich von einem/einer Tierarzt/Tierärztin über Risiken und Bedenken beraten zu lassen, bevor gehandelt wird.
Kastrationschip als charakterbildende Maßnahme?
Viele Hundehalter:innen gehen fälschlicherweise von der Annahme aus, dass eine Kastration eine positive Auswirkung auf gewisse Verhaltensweisen hat. Jedoch werden
- Neigungen zum Ungehorsam
- eine ausgeprägte territoriale Aggression oder
- Futterneid
durch eine Kastration generell nicht beeinflusst, also auch nicht von einem Kastrationschip. Diese sind einige von vielen Mythen über die Kastration bei Hunden. Hier sollten keine falschen Erwartungen gestellt werden. Auch sollte der Wunsch nach einem pflegeleichteren Vierbeiner nicht zu der Entscheidung führen, diesen kastrieren zu lassen. Kastration ist kein Ersatz für ein Hundetraining. Dein Hund sollte auf jeden Fall trotzdem alle wichtigen Hundekommandos erlernen, wie zum Beispiel an der Leine zu gehen oder kein Essen vom Tisch zu erbetteln oder zu stehlen.
Wer Probleme mit dem Gehorsam oder dem ausgeprägten Jagdtrieb seines Hundes hat, kann dieses Problem mittels eines GPS Trackers in den Griff bekommen. Somit weiß man immer, wo der kleine Rumtreiber gerade steckt und muss den Vierbeiner nicht unbedingt mit einer Kastration belasten.
Wie viel kostet ein Kastrationschip?
Das Einsetzen des Chips für 6 Monate beläuft sich auf etwa 135 €. Im Gegensatz zum chirurgischen Eingriff ist der Chip also auf Dauer eine eher kostspielige Variante. Für eine Operation, also eine dauerhafte Kastration, liegt der Preis bei einmalig ab 650 €, während man für den Chip auf ca. 270 Euro jährlich kommt. Der Preis für den jeweiligen Eingriff kann aber abhängig von der Tierarztpraxis bzw. vom Aufwand (individuelle Beratung und Untersuchung, Narkose etc.) variieren.
Nebenwirkungen des Suprelorin-Implantats bei Hunden
Neben den beabsichtigten Auswirkungen wie niedrigerem Testosteronspiegel, verminderter Libido, geringerer Spermienproduktion und vorübergehender Zeugungsunfähigkeit können auch die folgenden möglichen Nebenwirkungen von Suprelorin bei Hunden auftreten:
- Schwellung an der Stelle, wo das Implantat eingesetzt wurde
- Lokale Entzündung oder Verhärtung
- Kleinere Hoden
- Veränderungen der Fressgewohnheiten und des Aktivitätslevels
- Fellveränderungen
- Harninkontinenz
- Änglichkeit
Suprelorin ist vom Ausschuss für Tierarzneimittel (CVMP) zugelassen. Dieser kam zu dem Schluss, dass dieVorteile eines Implantats die negativen Nebenwirkungen aufwiegen.²
Nach einer Kastration verbrauchen Hunde normalerweise weniger Kalorien, da ihr Aktivitätsniveau sinkt. Deshalb ist es ratsam, auf eine mögliche Gewichtszunahme deines kastrierten Rüden zu achten. Um zu gewährleisten, dass sich dein Hund nach der Kastration genügend bewegt, kannst du dir einen GPS- und Aktivitätstracker für deinen Hund besorgen. Damit kannst du die Aktivität deines Hundes im Blick behalten und sehen, ob er genügend Aktivitäts- und Ruhephasen hat sowie den Kalorienverbrauch messen. Du kannst sogar tägliche Aktivitätsziele setzen!
Die wichtigsten Vor- und Nachteile des Kastrationschips auf einen Blick
Vorteile:
- Vorübergehende Maßnahme
- Kein schwerer Eingriff
- Keine Narkose notwendig
- Neben Unfruchtbarkeit meist auch verringertes unerwünschtes Sexualverhalten
Nachteile:
- Hormonelle Veränderungen können länger bestehen bleiben
- Fellveränderungen können eintreten
- Unerwünschte Nebenwirkungen möglich
- Wirkungsdauer kann nicht exakt bestimmt werden
- Auf lange Sicht kostspieliger als chirurgische Kastration
Chip oder Chirurg – Was spricht wofür?
Der Kastrationschip kann zwar theoretisch beliebig oft nachgechippt werden, jedoch ist im Allgemeinen davon abzuraten. Das Implantat sorgt für eine permanente hormonelle Veränderung, was auf Dauer problematisch sein kann. Auch ist der langfristige Einsatz von Suprelorin bei Zuchtrüden nicht zu empfehlen, da nicht ausreichend getestet wurde, ob die Zeugungsfähigkeit nach Wirkende wieder vollständig wiedererlangt wird. Daher sollte die chemische Kastration mehr als Testlauf und Entscheidungshelfer gesehen werden statt als Dauerlösung. Falls die Zeit mit dem Kastrationschip den Erwartungen entspricht und du dich für eine Kastration entscheidest, sollte ein chirurgischer Eingriff erfolgen. Bevor man diesen durchführt, lohnt es sich jedoch, erstmal mit dem Implantat die Wirkung einer Kastration zu testen.
Falls du noch nach weiteren Informationen zum Kastrationschip für Hunde suchst, sieh dir das folgende Video an!